Onlineshop aus China Billiganbieter Temu ist ein Problem für die deutsche Wirtschaft

Quelle: Getty Images

Immer mehr Deutsche shoppen in chinesischen Onlineshops. Doch diese sorgen mit ihren Billigprodukten für „Wettbewerbsverzerrungen“, warnt die Industrie- und Handelskammer. Was hinter der Sorge steckt.

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Ein Rucksack für 1,79 Euro, die Drohne ganz umsonst: Mit extremen Billigangeboten drängen chinesische Plattformbetreiber wie Temu aggressiv auf den deutschen Markt. Innerhalb weniger Monate schaffte es Temu in Deutschland auf Rang vier der meistbesuchten Onlinemarktplätze – nach Amazon, Ebay und Otto, wie das Handelsblatt berichtet. 26 Prozent der Bundesbürger haben demnach in den vergangenen sechs Monaten über Temu eingekauft. Solche Billigplattformen aus China würden nun zu einem „zunehmenden Problem auch für die deutsche Wirtschaft“, sagte Volker Treier, Außenwirtschaftschef der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), der WirtschaftsWoche.

Dabei kommt es laut DIHK zu „Wettbewerbsverzerrungen“. Denn hiesige Hersteller und Händler würden mit immer mehr deutschen und europäischen Regulierungen wie dem Lieferkettensorgfaltsgesetz konfrontiert, sagte der DIHK-Außenwirtschaftschef weiter. Billiganbieter mit Sitz außerhalb der EU könnten dagegen kaum belangt werden. Treier: „Bei bis zu 900.000 Postsendungen täglich aus Drittstaaten, davon 80 Prozent aus Asien, ist eine flächendeckende Kontrolle in der Realität kaum möglich.“

Die Verbraucherzentrale warnt, „dass die niedrigen Preise mit einer geringeren Produktqualität und -sicherheit einhergehen können“. Auf Bewertungsportalen würden Kunden schlechte Qualitäten der Waren, nicht erhaltene Sendungen oder schlecht erreichbaren Kundenservice bemängeln. Viele Produkte entsprächen auch nicht den technischen Sicherheitsstandards hierzulande. Im Übrigen darf bezweifelt werden, dass die chinesischen Hersteller auch nur annähernd soziale oder ökologische Standards wie in der EU einhalten. 

Temu: So werden chinesische Wettbewerber bevorzugt

Das „De-Facto-Ungleichgewicht“ zuungunsten der heimischen Wirtschaft müsse daher beseitigt werden, fordert der DIHK. Ein erster Schritt wäre die von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) angekündigte Entschlackung des Lieferkettengesetzes. Vor der Einführung neuer Regulierungen im Bereich Produkt Compliance, etwa für soziale und ökologische Standards, müssten zudem die Folgen für die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen geprüft werden. Eine Einbindung von Anbietern aus Drittländern sei für ein Level Playing Field unerlässlich.

Wegwerfmode von Onlinehändlern wie Shein und Temu gelangt aus Europa und den USA tonnenweise auf riesige Halden in Chile und Ghana. Was für die einen Müll ist, ist für die anderen Ware – um zu überleben.
von Jannik Deters, Stephan Knieps

Wegen der millionenfachen Importe per Luftfracht fordert DIHK-Außenwirtschaftschef Treier auch eine weitere Reform des Weltpostvereins. Noch immer würden chinesische Wettbewerber mit einem Abschlag beim Porto bevorzugt, was auf den früheren Status als Entwicklungsland zurückzuführen ist.

Lesen Sie auch: Gefährliche Billigware aus China – Verband fordert strengere Regeln

Transparenzhinweis: Dieser Artikel erschien erstmals am 28. Januar 2024 bei der WirtschaftsWoche. Wir zeigen ihn aufgrund des hohen Leserinteresses erneut.

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